TRANSAT 2024

GLORIA-Lite Transatlantik-Ballonflug von Nordschweden nach Kanada
TestM. Höpfner

Mit dem Start eines großen Stratosphärenballons am 22.6.2024  begann ein neues Kapitel in der Forschung zur Kenntnis der Luftzusammensetzung in 5 bis 40 km Höhe. Das nagelneue, unter Federführung des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung (IMKASF) am KIT in enger Zusammenarbeit mit den Instituten IEK7 und ZEA2 am Forschungszentrum Jülich (FZJ) entwickelte Messgerät GLORIA-Lite flog in 40 km Höhe von Nordschweden (Kiruna) nach Kanada über den Nordatlantik und Grönland hinweg. Es landete unbeschadet am 26.6. auf Baffin Island. Die Gruppe FFB am IMKASF hat schon über 25 Flüge mit Instrumenten auf großen Ballonen durchgeführt, aber nun erstmalig einen transkontinentalen Flug der zusätzlich die neueste Instrument-Version benutzt.

Nach dem Start durch das Ballonteam des Centre National d'Études Spatiales (CNES) vom European Space and Sounding Rocket Range (ESRANGE, Swedish Space Corporation) aus erreichte der Ballon in 40 km seine maximale Flughöhe – und seine volle Größe mit einem Durchmesser von etwa 100 m. In dieser Höhe schwebte er dann nach Kanada, wo er auf Baffin Island am 26.6. gelandet ist. Dort wurde das Instrument und der Schatz an Daten geborgen und kann nach seiner Rückkunft ans KIT für zukünftige Messkampagnen wiederverwendet werden.

GLORIA-Lite ist ein vollkommen neu entwickeltes Instrument, das die langjährigen Messreihen seiner Vorgänger GLORIA und MIPAS am IMKASF fortführen soll. Durch die starke Reduktion von Größe und Gewicht mittels der Verwendung neuester Infrarotsensoren, maßgeschneiderter Elektronik und innovativer Fertigungstechniken wird z.B. der Einsatz auf transkontinentalen Ballonflügen ermöglicht. Das Herzstück von GLORIA-Lite ist ein abbildendes Fouriertransformations-Spektrometer mit dem das von über 20 unterschiedlichen Molekülen und Aerosolen in der Atmosphäre abgestrahlte Infrarotlicht analysiert und daraus deren Konzentrationen berechnet wird. Unser Ziel dabei ist es, das Verständnis der unterschiedlichen dynamischen und chemischen Prozesse in der Stratosphäre besser zu verstehen und in atmosphärischen Computermodellen nachbilden zu können. In Zeiten des sich beschleunigenden Klimawandels ist es besonders wichtig, die Auswirkungen auf die mittlere Atmosphäre zu untersuchen und mittels langfristiger Messreihen zu verfolgen. So tragen beispielsweise die immer häufiger auftretenden und höher reichenden Waldbrände auch zu einer Veränderung des Eintrags von Luftverschmutzung in die Stratosphäre bei.

GLORIA-Lite unterstützt als Demonstrator zudem das Satellitenprojekt CAIRT, das auf der langjährigen gemeinsamen Initiative von KIT und FZJ aufbaut und von einem internationalen Konsortium der ESA vorgeschlagen wurde. CAIRT (www.cairt.eu) hat bei der Auswahl 2023 das "Finale" erreicht, bei dem 2025 aus den beiden verbliebenen Instrumentvorschlägen der "Gewinner" ermittelt wird, der dann Anfang der 2030iger Jahre ins All starten soll.

Die GLORIA-Lite Gondel nach der Landung auf Baffin Island. © N. Bray (CNES)